Drogen(ausstiegs-)hilfe:

 

¯ Allgemeines ¯

¯ Cannabislegalisierung ¯

¯ Wer kann wie helfen? ¯

¯ Mein Kommentar zu einem mehr
als unglücklichen S
PIEGEL-Artikel ¯

¯ Links ¯

¯ Rauchfreie Schule ¯ ¯ Suchttherapie ¯

 

Meine Entwicklung in der Drogen(-ausstiegs-!)hilfe:

Juli 2001 Erstmalige Kontakte mit Drogenkonsumenten im Betriebspraktikum des Referendariats beim Verein für Jugendhilfe in Böblingen.
Nov. 2001 - Dez. 2002 Zunächst eifrige Briefwechsel (während der Inhaftierung), dann helfende Betreuung für einen straffälligen Cannabiskonsumenten, den ich im Juli kennen lernte.
Sept. 2002 - heute Mehrfache Kontaktierung durch vereinzelte Schüler mit mehr oder weniger großen Drogenproblemen und nachfolgende helfende Betreuung für diese Schüler.
Dez. 2004 Teilnahme an einer Lehrerfortbildung "Suchtprävention in der Schule" an der Landesakademie für Fortbildung u. Personalentwicklung - Calw.
Februar bis März 2005 Begonnene, aber wegen ihres meiner Ansicht nach entschieden zu spiritistisch-esoterischen, dozentenegozentrischen und die medizinischen Hintergründe herunterspielenden Charakters abgebrochene Ausbildung zum Suchttherapeuten an der Paracelsus-Schule Stuttgart.
August 2005 Hospitanz bei der Drogenberatung Reutlingen.
Schuljahr 2007/2008
bis heute
Lehrer für Informationen zur Suchtprävention des Kaufmännischen Schulzentrums in Böblingen.

 

Allgemeines:

Der Anfang:

"Drogen" sind Heilmittel.

Die Fortsetzung:

Jeder Stoff kann Heilmittel und auch Gift sein, es kommt nur auf die Dosis und das Ziel des Konsums an.

- frei nach Paracelsus, 1493 - 1541, eigentlich Theophrastus Bombastus Philippus von Hohenheim -

Das Ende:

"Drogen"  machen abhängig.

Es ist schon erstaunlich, wie diese drei Entwicklungs- bzw. Erkenntnisstufen sowohl in der geschichtlichen Definition des Begriffes "Droge" als auch im individuellen Erleben von Drogenkonsumenten nacheinander durchlaufen wurden bzw. werden:

1.)

Wenn Sie noch heute in einem Lexikon nachschlagen, was „Drogen“ sind, so finden Sie darin die Definition:

„Drogen“ sind pflanzliche oder tierische Heilpräparate.

Ein Mensch, der zu dem greift, was man heute unter "Drogen" versteht, tut dies neben den Motivationsfaktoren "Gruppenzwang", "Langeweile", "Neugierde" etc. nicht selten auch, um sich unter dem Einfluss dieser Drogen von all dem zu "heilen", was ihn im Alltagsleben bedrückt:
Stress in welcher Form auch immer (sogar der zunächst belastend empfundene "Eu-"Stress, der positive Stress also), ein schlechtes Gewissen wegen Pflichtversäumnissen oder mangelhaften Leistungen, Termindruck, Beziehungsprobleme oder Probleme mit den Eltern, finanzieller Druck u.v.m. belasten die Menschen.
Unter dem Einfluss von Drogen werden die Nerven-Rezeptoren im Gehirn für sehr viele Gefühle und Emotionen blockiert, gehemmt und ausgeschaltet und gleichzeitig die Wirkung von körpereigenen Stoffen verstärkt und/oder imitiert, die Glücksgefühle und Wohlbefinden verschiedenster Art vermitteln.
Auf ähnlichen Effekten basiert auch die Wirkung von Schmerzmedikamenten, die nicht selten dieselben Substanzen enthalten.

Doch diese Psychowirkungen aller Drogen sind eben immer auch begleitet von anderen Psychowirkungen negativer Art, die jedoch je nach Art zu Anfang kaum auffallen oder gar stören und erst bei tieferen Verstrickungen echte Probleme schaffen:
Die Antriebslust für jegliche Aktionen geht verloren (wodurch bei Schülern oft häufige Fehlzeiten zustande kommen), es tritt eine bislang unbekannte oft auffällige Unempfindlichkeit gegenüber eigenen Unwahrheiten selbst bei grundehrlichen Charakteren ans Leben und schließlich wird zur Befriedigung der eigenen Abhängigkeit nicht selten auch geklaut, gestohlen oder gar eingebrochen ohne das geringste schlechte Gewissen zu produzieren.

2.)

Wenn Sie heute einen Apotheker, einen Chemiker, einen Biologen oder einen anderweitig einigermaßen informierten Menschen fragen, was "Drogen" denn eigentlich sind, so werden Sie kaum eine eindeutige Aussage zu hören bekommen. "Es kommt auf den Grund an, warum man diese Stoffe zu sich nimmt" oder "Es kommt auf die Dosis an, in der man diese Stoffe zu sich nimmt" wird Ihnen jeder kundige Mensch mitteilen.

Und auch ein Konsument oder besser noch ein ehemaliger Konsument (auch "Ex-User" genannt) wird Ihnen sicherlich bestätigen, dass zur zunächst nur positiv beabsichtigten Wirkung einer Droge sehr schnell auch andere Wirkungen für ihn spürbar wurden. Denn alle Drogen nehmen auch Einfluss auf Körperfunktionen und schädigen alle möglichen Organe. Die Lunge, die Leber, das Herz aber auch die Nieren, die Muskulatur und nahezu alle anderen Organe werden von den verschiedenen Drogen in unterschiedlicher Weise und Intensität angegriffen.
Die Lebensqualität sinkt und schließlich kann Drogenkonsum durchaus auch tödlich enden.

3.)

Wenn Sie heute einen Jugendlichen fragen, was man unter "Drogen" versteht, dann wird eine der ersten Antwortmöglichkeiten sein, "Drogen" seien alle Stoffe, die abhängig machen.

Und tatsächlich gilt dieses Kriterium für alle illegalen Drogen wie auch für die Stoffe, die als "legale Drogen" gelten, deren Erlaubtheit jedoch in aller Regel mehr oder weniger eingeschränkt ist.

Alkoholkonsum ist in Deutschland zwar "legal", aber im Straßenverkehr, bei vielen beruflichen Tätigkeiten und für Kinder bis zu 16 Jahren verboten.
Nikotinkonsum ist in Deutschland zwar "legal", aber ebenfalls für Kinder bis 16 Jahren verboten und das Tabakrauchen wird zunehmend in der Gesellschaft geächtet, was sich durch viele "Nichtraucherbereiche" manifestiert.

So soll in dieser Darstellung der Begriff "Droge" also für alle Stoffe verwendet werden, die alle drei Wirkungen in
unterschiedlichem Ausmaß, aber durchaus nachweisbar zeigen:

a.) Psychowirkungen,   b.) körperliche Auswirkungen und   c.) Suchtpotential

Zurück zum Anfang

 

Cannabislegalisierung:

Während Alkohol und Nikotin wenigstens zu einem großen Teil legal sind und also weder der Konsum noch der Handel damit strafbar ist, sind heute die meisten der anderen Stoffe, die hier unter dem Begriff "Droge" verstanden werden, illegal und weder der Besitz noch der Handel damit in Deutschland erlaubt. Dass nicht selten der Besitz bis zu gewissen Kleinstmengen nicht strafverfolgt wird, bedeutet nicht, dass er etwa erlaubt wäre.

Die immer wieder aktuellen politischen Versuche zur Legalisierung von Cannabis lehne ich vollinhaltlich ab!

Gewiss: Cannabiskonsumenten sind in der Regel entschieden weniger aggressiv als Alkoholiker. Und es mag auch stimmen, was reichliche Veröffentlichungen über das Suchtpotential von Cannabis behaupten: dass diese Droge nämlich weniger (schnell) abhängig macht - v.a. körperlich, aber auch psychisch - als Alkohol und Nikotin. Übrigens dürften Abhängige den Unterschied zwischen körperlicher und psychischer Abhängigkeit kaum und bestenfalls erst dann bemerken, wenn sie zu entziehen beginnen.
Allerdings haben die Gehalte der heute erhältlichen Ware an Cannabinoiden nach den Berichten vieler Insider in den vergangenen Jahren extrem zugenommen und dies sowie die heute gegenüber früher veränderten Konsumgewohnheiten (Häufigkeit, Benutzung von Rauchgerätschaften) hat wohl zu den häufigen und zunehmenden echten Abhängigkeiten gerade von Cannabisprodukten geführt.

Wer allerdings argumentiert, in der Legalität verliere die Droge an Reiz, der wird sofort und leicht widerlegt, wenn er die heutigen Verbreitungszahlen von Alkohol- und Nikotinabhängigen vor Augen geführt bekommt!

Und dennoch muss man sich fragen, was gegen eine Legalisierung von Cannabis spricht.
Meiner Ansicht nach sind es neben dem Suchtpotential vor allem zwei Wirkungen, die Nikotin und Alkohol wesentlich weniger aufweisen:
Erstens nämlich die Lähmung bzw. Ausschaltung von Gefühlsrezeptoren auch für Wahrheit und Unwahrheit, für Recht und Unrecht, für Fairness und Toleranz. Selbst grundehrliche und diesbezüglich bestens erzogene Charaktere werden ohne dies als wirkliches Unrecht zu empfinden unter den Einfluss von THC, dem Wirkstoff der Hanfpflanze zu Schwindlern und Lügnern und wenn sie anders nicht an den ersehnten Stoff kommen auch zu Dieben und Einbrechern. Unter dieser Drogenwirkung aber leiden nicht zuerst die Betroffenen selbst, sondern v.a. ihre Mitmenschen.
Dies festzustellen benötige ich keine wissenschaftlichen Studien, sondern das zeigen mir regelmäßig meine Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Cannabisabhängigen.

Zweitens lähmt THC aber auch jegliche Antriebe und Motivationen, irgendwelche vielleicht durchaus vorhandenen Ziele in die Tat umzusetzen. Das Träumen, das Phantasieren und das Philosophieren über Schul- und Studienabschlüsse, über politische Ideale oder über wirtschaftlichen Wohlstand an sich wird zwar zum 'Ziel', aber der Weg dorthin wird nicht auch nur andeutungsweise in Angriff genommen. Entsprechende Fehlzeiten in Schule und Ausbildung wie im Beruf ziehen Mahnungen, Sanktionen bis hin zum Ausschluss und andere Probleme als Folgen nach sich, deren Stressempfinden dann schnell wieder durch den nächsten Konsum ausgeschaltet wird.

Kaum ein Cannabisabhängiger erreicht die Grenzen seiner Fähigkeiten auch nur andeutungsweise.

Und die hoffentlich wenigen unbestritten existenten Konsumenten, die es trotz ihres Kiffens sowohl in der Industrie und Wirtschaft als auch vielleicht in der Politik relativ weit bringen, könnten erstens meiner Überzeugung nach noch entschieden mehr leisten und sind zweitens meiner Ansicht nach zumeist Menschen, die sich selbst wie halt auch anderen gegenüber eine geradezu 'unmenschliche' Härte an den Tag legen, die ich meinem größten Feinde nicht wünsche, erleben zu müssen.

Der einzige Vorteil, den man in einer Legalisierung von Cannabis sehen könnte, wäre der, dass damit der Staat über erhebbare Steuern Gewinn daraus ziehen könnte, denn selbst besteuert wären legale Cannabisprodukte gewiss noch preiswerter als in der Illegalität. Doch sollte uns dieser "Vorteil" - der übrigens durch enorme von der Gesellschaft getragene Therapiekosten aufgefressen wird - solche Opfer wert sein?

Eines der besten Drogenhilfebücher,
das mir bislang begegnete!

-  aber nur für gewohnte Leser wissenschaftlicher Literatur geeignet -

Vor diesen Hintergründen sollte man meiner Meinung nach viel eher über ein generelles Verbot von Alkoholprodukten nachdenken als über eine Legalisierung von Cannabis. Denn anders als Nikotin wirkt Alkohol mindestens bzgl. einer Ausschaltung von Gefühlsrezeptoren für Werte ähnlich intensiv wie Cannabis.

Zurück zum Anfang

Wer kann wie helfen?:

Eine Drogenabhängigkeit, eine Sucht also ist ein komplexes Problem mit häufig mehreren auslösenden und/oder verstärkenden ursächlich Beteiligten. Es bedarf zu seiner Auflösung deshalb wie ich finde eines komplexen funktionierenden Zusammenspiels mehrerer Helfer. Dies gilt auch dann, wenn eine eigene 'Therapie' der Beteiligten selbst z.B. in Form einer Familientherapie entweder nicht unbedingt notwendig erscheint oder sich diese "Beteiligten" einer solchen Therapie nicht unterziehen wollen. Helfen können und sollten sie den Betroffenen allemal.

Immer, wenn du denkst
es geht nicht mehr,
kommt irgendwo
ein Lichtlein her!


Eltern:

Bei der Erziehung als Selbstfindungshilfe spielen die Eltern sicherlich die erste Rolle, deren Ablehnung z.B. seitens Drogenberatern oder Therapeuten aus dem Kreis der in die Abstinenzhilfe involvierten Personen mich generell dazu brächte, die betreffenden Drogenberater oder Therapeuten abzulehnen anstatt der Eltern.

Nicht selten sind familiäre Beziehungen, Probleme, Gewohnheiten oder Forderungen ursächlich oder fördernd an einer Drogenabhängigkeit beteiligt.
Nicht selten erfordert deshalb die Ausstiegsabsicht eine Neuorientierung der Beziehungen Betroffener auch zu ihren Eltern, Großeltern und/oder Geschwistern ebenso wie sie auch umgekehrte Neuorientierungen erfordern kann.

Die glücklicherweise jedoch naturgegebene Liebe von Eltern zu ihren Kindern macht vieles möglich!
Auch Änderungen eigener lange gewohnter und eingeprägter Verhaltensweisen.

Die Bemühung um eine Einbindung von Eltern und anderen Familienmitgliedern in die Drogenausstiegshilfe ist deshalb häufig lohnenswert!

Doch am Anfang und vor Beginn des Erkennens notwendiger Hilfen steht ...

Die aufmerksame Beobachtung:

Eltern können durch ihre Nähe das Verhalten ihrer Kinder am besten beobachten. Auch wenn ihre Interpretation des Beobachteten durch ihre eigene Beteiligung gewiss längst nicht immer objektiv möglich ist, so ist dennoch ihre einfach nur aufmerksame Beobachtung ein wichtiger erster Beitrag für eine Hilfeleistung.

·

Wer kennt das nicht: Viele Kinder haben eine denkbar große Zuneigung zur Unordnung. Unaufgeräumte Zimmer von Kindern und Jugendlichen sind ganz sicher keine Seltenheit. Wenn Jugendliche jedoch ein gewisses Maß an Ordnung in ihrem Reich schätzen gelernt haben und dann innerhalb kurzer Zeit diese Wertschätzung verloren geht und einem völligen Desinteresse daran weicht, könnte ein anfänglicher Drogenkonsum die Ursache sein.

·

Wenn Schüler, die bislang durchaus pflichtbewusst oder sogar fast schon gern sich dem Lernen widmeten relativ überraschend die Schule links liegen lassen und sich Freiräume schaffen, deren Inhalt Eltern weitestgehend unbekannt bleibt, so wäre das möglicherweise ein zweiter Hinweis. Selbstverständlich kann auch eine neu gewonnene Liebschaft oder ein gänzlich unproblematisches 'Geheimnis' wie z.B. eine Leidenschaft zu Tieren, deren Haltung zuhause undenkbar wäre und die nur außer Haus und in solchen zeitlichen Freiräumen gelebt werden kann etc. dahinter stecken, aber es könnte eben auch Drogenkonsum sein.

·

Freundeskreise eines jeden Menschen ändern sich im Lauf der Zeit. Aus Bekanntschaften werden enge Freundschaften und andersherum. Eltern, die aber feststellen, dass sich die Cliquen ihrer Kinder überraschend kurzfristig komplett ändern bzw. die zuvor immer die Freunde ihrer Kinder kennengelernt hatten und dann plötzlich keinen neuen Freund mehr vorgestellt bekommen, könnten sich insbesondere in Kombination mit den anderen hier genannten Beobachtungen auch einmal darüber Gedanken machen, dass vielleicht ein anfänglicher Drogenkontakt die Ursache ist.

·

Vor allem wenn dies durch engagierte Eltern ermöglicht und motiviert ist, haben viele Kinder irgendwelche Hobbys, denen sie in ihrer Freizeit mit großer Begeisterung nachgehen. Sport treiben, Lesen, Computerbeschäftigung oder einfach nur mit Freunden unterwegs sein dürften dabei wohl am häufigsten vorkommen.
Wenn sich solche Hobbys ohne erkennbaren Anlass rasch ändern oder einfach nur nachlassen und entweder einer schlichten Lethargie oder einem 'Abtauchen' aus dem von den Eltern zu überblickenden Bereich Platz machen, so wäre auch dies erneut vor allem in Kombination mit den anderen hier genannten Beobachtungen ein Hinweis auf einen begonnenen Drogenkonsum.

·

Während Alkohol nicht nur unmittelbar während eines Alkoholrausches, sondern bei regelmäßigem und intensivem Konsum auch häufig ein unübersehbares Maß an Aggressivität vermittelt, wirken andere Drogen durchaus entgegengesetzt. Doch wenn Konsumenten dieser eher lethargisch-friedfertig machender Drogen eine gewisse Zeit ohne ihre 'Friedensstifter' auskommen müssen, so können ungewohnte teilweise erhebliche Aggressionspotentiale frei werden, die sich möglicherweise durch verbale Beleidigungen ungekannten Ausmaßes ebenso äußern wie auch durch handgreifliche Rücksichtslosigkeiten.
Cholerische Temperamente sind ebenso häufig wie phlegmatische, sanguinische oder melancholische. Wer deshalb als Kind in keineswegs ungekannter Regelmäßigkeit ab + zu übers Ziel hinaus schießt v.a. wenn er sich ungerecht behandelt fühlt bietet deshalb gewiss keinen Anlass, an einen begonnenen Drogenkonsum zu denken. Sich urplötzlich aber in diese Richtung verändernde Charaktere, die dies vor allem dann tun, wenn sie wodurch auch immer längere Zeit keine Zeit der Unbeobachtetheit haben, können durchaus daran denken lassen.

Eine der hier genannten Beobachtungen alleine gibt gewiss noch keinerlei Anlass zur Beunruhigung.
Kommen jedoch mehrere dieser Auffälligkeiten zusammen, so sollten sich Eltern darüber Gedanken machen, ob sie nicht vielleicht entweder ihre Kinder direkt auf das Drogenthema ansprechen oder sich ggf. an Lehrer oder auch eine Drogenberatung wenden, um weitere Tipps + Hinweise zu erhalten.

Erzieherische Hilfemöglichkeiten:

Über die reine aufmerksame Beobachtung der Verhaltensweisen ihrer Kinder hinaus haben Eltern durch die materielle und emotionale Abhängigkeit der Kinder und deren Einschränkung auch elementare Möglichkeiten, bei diesen Kindern einen 'Leidensdruck' zu generieren, der sie letztendlich zu einem ureigenen Willen bewegt, sich helfen zu lassen.

Immer wieder führt dies allerdings entweder dazu, dass Eltern vor lauter Verzweiflung soweit gehen, ihre Kinder aus dem Haus zu werfen, sich von ihnen 'loszusagen' alleine um damit diesen "Leidensdruck" zu produzieren. Oder aber sie handeln genau gegenläufig, indem sie vor emotionaler Bindung für ihre Kinder notwendige Grenzen nicht setzen oder zwar androhen, aber nicht umsetzen, wodurch sie sich unglaubwürdig machen. Beide Verhaltensweisen aber helfen den Kindern sicherlich nicht weiter.


Großeltern, Beziehungspartner, (Drogenberater, Lehrer, ...):

Um elterliche Grenzen zu umgehen, suchen sich drogenkonsumierende Kinder oft andere Koalitionspartner. Partner, die jedoch nach ihrem Willen möglichst keinen problembezogenen Kontakt zu den Eltern haben sollen, da sie ansonsten ja nicht mehr für eine Koalition gegen die Eltern bereit sein könnten oder mindestens nicht gegen diese ausgespielt werden könnten.
Dies können sowohl Großeltern oder Beziehungspartner, als auch teilweise Drogenberater oder Lehrer oder andere Personen bis hin zu Therapeuten sein, deren eigene Integrität anerkannt ist (so dass sie auch gegenüber Dritten als integre Helfer wirken können) und auf deren 'Bindung' sich das konsumierende Kind glaubt verlassen zu können.

Die beste Hilfe, die dieser Personenkreis leisten kann ist es, sich trotz evtl. bestehender Bindungen zum Betroffenen eben nicht gegen andere Helfer ausspielen zu lassen. Dazu bedarf es mindestens der Bereitschaft, mit den anderen Helfern zu kommunizieren und eine gemeinsame Hilfeposition den Betroffenen gegenüber zu beziehen und durchzuhalten. Und dazu bedarf es auch der Bereitschaft, sich trotz durch ein offenes Vertrauensverhältnis gewonnener Mitwisserschaft nicht dazu herzugeben, den Betroffenen durch solches zeitweilig stillschweigendes "Mitwissen" als Argument für ihren weiteren Konsum zu dienen.


Beziehungspartner:

Beziehungspartner stehen in einer ähnlich problematischen Position wie bei jüngeren Abhängigen auch die Eltern: Einerseits wollen sie - so sie nicht selbst Betroffene sind -, ihnen aus der Sucht heraushelfen, andererseits fühlen sie sich ihnen emotional derart verbunden und also zur Loyalität 'verpflichtet', dass sie vieles stillschweigend mittragen und damit den Betroffenen nicht selten das Gefühl der Akzeptanz ihrer Abhängigkeit geben.

Auf der anderen Seite aber haben Beziehungspartner wie kaum jemand sonst die Möglichkeit, eine Art 'Druck' auf die Abhängigen auszuüben, der sie zum sich Einlassen auf weitere Hilfen bewegen kann!
Wie viele andere Kontaktpersonen auch können Beziehungspartner also den inneren Drang, aus der Sucht heraus zu kommen wecken, verstärken und am Leben halten.

Wirklich gute Beziehungen lassen sogar zu, dass sich auch der Beziehungspartner in das Helfergeflecht derart kommunikativ einbinden lässt, dass er eigene Beobachtungen und Informationen weitergibt und gleichzeitig dem Betroffenen wirklich glaubwürdig vermitteln kann, dass er ihn damit nicht 'hintergeht', sondern dass dies einzig in seinem Sinne ist.


Drogenberater:  

 

Alle Süchte haben wohl gemeinsam, dass ihnen ein Mangel zugrunde liegt - ein Mangel an Selbst-Bewusstsein, ein Mangel an der Fähigkeit, andere für wichtig zu empfinden oder gar zu lieben, ein Mangel an Zuwendung oder gar Vertrauen von anderen.

Diese Erkenntnis haben oder mindestens lernen alle Drogenausstiegshelfer recht schnell. Doch wer aus diesem Wissen heraus jeglichen (!) Genuss, der auch nur andeutungsweise im Verdacht steht, möglicherweise abhängig machen zu können verteufelt, der wird bei denen, für die er eigentlich etwas tun will nicht selten Gegenteiliges erreichen.
 

Dazu kann allzu übertriebenes Verdammen
aller Genüsse aber auch führen:

Ich habe so viel Schlechtes über

Gummibärchen, Sex und Kaffee in

Suchtmittelinformationen gelesen,

dass ich mit dem Lesen aufgehört habe.

 

Von einigen wenigen Drogenberatern abgesehen, die mit einer (fach-)ärztlichen Ausbildung als background in zumeist klinischen Ambulanzen aufgesucht werden können und die gleichzeitig Drogenberater und Therapeuten darstellen, sind wohl die meisten anderen Drogenberater ihrer Ausbildung nach Sozialpädagogen o.ä.

Sie arbeiten als 'streetworker' oder 'Jugendhelfer' und haben eine enorme Bedeutung bei der Hinführung von Abhängigen zur Bereitschaft, sich helfen zu lassen.
Hilfsversuche gegen den inneren Widerstand der Betroffenen sind zumeist von vornherein zum früheren oder späteren Scheitern verurteilt. Deshalb ist das Hauptanliegen von Drogenberatern, durch Aufklärung kombiniert mit gleichzeitigem Richtungsweisen hin zu weiteren Hilfsinstitutionen eine Motivation für das Suchtende zu bewirken.

oder:

... mit dieser Sichtweise einiger Sucht-'Helfer'
hat der Trinker auch recht!

 

Dennoch berichtete mir ein Drogenberater, er habe einen Anteil von über 90% seiner meist jugendlichen Fälle, die sich auf eine Therapie und/oder weitere Hilfen einlassen (von selbstverständlichen späteren Rückfällen war hier nicht die Rede). Doch dieser hohe Anteil gelte nur für diejenigen, denen der Führerschein wegen ihres Drogenkonsums genommen wurde oder die ihn deswegen gar nicht erst bekämen. Eine gewisse Überzeugungskraft scheint äußerer Druck jedenfalls schon zu besitzen - was dann später von weiteren Helfern daraus gemacht werden kann hängt maßgeblich von deren Fähigkeiten ab.

Auch für weitere Aufgaben wie die Vermittlung von Gerichtshilfen, Nachhilfen, Finanzhilfen sind Drogenberater in der Regel gut gerüstet und ihre sinnvollen Aufgabenbereiche erstrecken sich bis hin zur Eltern- und Lehreraufklärung.

Last but not least sind es oft Drogenberater, die den Betroffenen die Notwendigkeit von beispielsweise Urinkontrollen verständlich machen und denen solche auch weitaus bereitschaftlicher abgegeben werden als beispielsweise Eltern.

 


Lehrer:

Lehrer befinden sich in einer für die Suchtprävention besonders prädestinierten Position:

Einerseits besitzen sie eine erheblich größere Distanz zum Schüler als dies für Eltern gilt und sind somit häufig besser als Eltern in der Lage, Verhaltensauffälligkeiten objektiv zu interpretieren und zu bewerten.

Andererseits haben Lehrer, denen es auch für den Unterricht ein elementares Ziel sein sollte, das Schülervertrauen zu besitzen, wie kaum jemand sonst damit eine Basis, um gegebenenfalls notwendige Hilfsmaßnahmen einzuleiten und auch zu begleiten.

Ein Lehrer kann dem Schüler am besten helfen, der sein Nichtwissen oder Nichtverstehen durch Fragen zu erkennen gibt und sich damit mit einer 'Unzulänglichkeit' outet.
Schüler, die sich davor scheuen, sich nie fragend melden und ständig signalisieren, alles verstanden zu haben obwohl das Gegenteil der Fall ist, fallen regelmäßig bei Klassenarbeiten, Prüfungen und selbst bei mündlichen Befragungen durch. Da aber das 'sich-Outen' mit seinen Unzulänglichkeiten ein besonderes Vertrauensverhältnis voraussetzt, ist dieses Vertrauensverhältnis ein wichtiges Ziel aller Lehrer.

Genau dasselbe Vertrauensverhältnis ist auch gefordert, wenn sich ein Schüler mit der 'Unzulänglichkeit' seiner Suchtproblematik an jemand anderen wendet.

Häufig sind es zunächst Symptomhilfen, die ein Schüler dabei vom Lehrer erhofft. Unterstützung beim Erklären und 'Rechtfertigen' von Fehlzeiten oder schlechten Noten sowie Unterstützung in Form von Nachhilfeunterricht.

Doch ein Lehrer sollte sich darüber im klaren sein, dass derartige "Symptomhilfen" das ursächliche Problem bei weitem nicht aus der Welt schaffen.

Wenn eine Drogenabhängigkeit einmal bekannt ist, dann muss es dem Lehrer ein dringendes Anliegen sein, diese Problemursache anzugehen. Um das Schülervertrauen nicht zu verlieren, sollte er aber ohne das Einverständnis des Schülers keine dritten Personen involvieren. Doch da solche "dritten Personen" meist notwendige Helfer sind, gilt es zunächst, den Schüler von deren Einbindung zu überzeugen.

Ist diese Überzeugung von der Notwendigkeit der Einbindung Dritter gelungen, kann ein Lehrer durch Kontaktaufnahme und Kontakthaltung zu den Beziehungspersonen des Schülers ein 'Helfergeflecht' aufbauen, am Leben halten und ggf. durch Drogenberater und/oder Therapeuten bereichern, so dass dieser Schüler von allen Seiten ein für sein Suchtende förderliches Verhalten erfährt.

Weitere detaillierte Ausführungen zu meiner Ansicht des Lehrerverhaltens beim Thema 'Drogen und Schule' finden Sie in einer Powerpoint-Präsentation.

Den Lehrern in Baden-Württemberg ist durch eine Verwaltungsvorschrift bei ihren Bemühungen in der Suchtprävention und -hilfe weitgehende Rechtssicherheit gegeben.

 


Therapeuten (Fachärzte mit Erfahrung in der Suchttherapie):

Von Anfang an meiner Beschäftigung mit der Drogenhilfe war mir klar:

Die letztendlich wirkliche Hilfe aus dieser Problematik kann meiner Ansicht nach nur ein Arzt leisten!
Und zwar ein Facharzt für psychotherapeutische Medizin mit entsprechender Zusatzausbildung in der Suchttherapie oder wenigstens entsprechender Therapieerfahrung.

Denn 'Sucht' ist eine Krankheit, die einerseits körperliche Vorgänge als Ausgangspunkt wie auch körperliche Veränderungen als Auswirkungen hat und gleichzeitig psychisch (= 'seelisch') ebensolche Ausgangspunkte besitzt und Veränderungen mit sich bringt.

Wie genau die therapeutische Hilfe für Suchtkranke aussieht und funktioniert, darüber zu berichten fehlt mir schlicht das notwendige Fachwissen.
Nichts desto trotz finde ich, dass jeder Helfer, der einem Betroffenen solche Therapie nahelegt, über einige Grundinformationen verfügen sollte. Denn wirklich "empfehlen" kann man guten Gewissens nur, wen oder was man mindestens ansatzweise kennt.
Die Internetseite www.psychicus.de eines Böblinger Arztes gab mir einen guten Einstieg in die Psychotherapie als solches und das oben dargestellte ­ Buch von Prof. Thomasius et al. ­ tat bislang ein weiteres.

Wer also bei sich eine wirkliche Abhängigkeit erkannt hat, der sollte sich meiner Ansicht nach unbedingt in die Hand eines guten Therapeuten begeben.

Solche Therapeuten jedoch sind mindestens im Kreis Böblingen, aber gewiss auch in anderen Regionen rar. Bei vielen Krankenkassen bekommt man vielleicht ähnliche Auskünfte wie ich seitens der AOK:

"Bitte nennen Sie uns den Betroffenen und seine Versichertennummer; für Nichtversicherte bei uns sind wir nicht bereit, Recherchen über die Tätigkeitsschwerpunkte der niedergelassenen Psychotherapeuten anzustellen."

Oder man bekommt irgendwelche Therapeuten genannt, die bei näherem Hinsehen entweder Suchtpatienten grundsätzlich ablehnen oder keine freien Therapieplätze haben oder oder oder.

Am hilfreichsten habe ich hierbei noch die kassenärztliche Vereinigung erlebt, doch auch diese war auf freiwillige Informationen der Therapeuten angewiesen. Es gibt keine obligatorischen Listen über Psychotherapeuten mit Suchttherapieerfahrung.

Seitens der Betroffenen selbst die Hartnäckigkeit zu erwarten, sich trotz mehrfacher frustrierender Absagen, Urlaubsansagen auf Anrufbeantwortern oder lapidaren Empfehlungen, "sich doch einmal an eine Drogenberatung zu wenden" immer wieder von neuem aufzurappeln und dennoch immer wieder neue Suchaktivitäten zu starten, ist nach meinem Dafürhalten von jemandem, der noch nicht clean ist, schlichtweg zu viel verlangt.
Auch hier können und sollten helfende Hände wirken!
Selbst Drogenberatungen besitzen leider auch mindestens in unserer Region kaum wirklich weiterhelfende Therapeuteninformationen.

Zurück zum Anfang

 

Mein Kommentar zu einem mehr als unglücklichen SPIEGEL-Artikel:

Eine offizielle Richtigstellung: 

"Lange hatte der blond gelockte Oberschüler aus Böblingen gar nicht begriffen, was mit ihm los ist. Na ja, er kiffe, schilderte der 18-Jährige seinem ehemaligen Lehrer Andreas Wiest, dem er vertraut und den er um Hilfe bat, aber das sei "ja nicht so schlimm". Nur sei er morgens zu lasch, um aus dem Bett zu kommen, also gehe er oft gar nicht erst zur Schule. Die Noten seien total im Keller."

So beginnt ein Titel-Artikel zum Thema "Die Cannabis-Seuche" mit dem Artikel-Titel "Ein Joint für die große Pause" (DER Spiegel Nr. 27/2004).

An und für sich nichts Schlimmes, sollte man meinen.
Doch erst in der gedruckten Ausgabe war dann ein Bild zu sehen, das die Tatsachenverhältnisse völlig auf den Kopf stellt. Ein Bild mit der irreleitenden (!) Unterschrift:
"Schulzentrum in Böblingen: Joints in der Raucherecke"!
Ein Bild, das ich hier ganz bewusst nicht wiedergeben möchte, weil es eben völlig falsche Eindrücke vermittelt:

Wo gibt es keine Schüler mit Drogenproblemen? Abgesehen von hoffentlich den meisten Grundschulen.
Gewiss gibt es solche immer wieder auch einmal bei uns.
Aber an unserer Schule wird geholfen!!
Genau eine solche Hilfe darzustellen war Anlass der Einbindung in diesen Spiegel-Artikel und keineswegs etwa eine besondere Drogenproblematik an eben gerade unserer Schule!

Seit Oktober 2003 hatte ich einen ehemaligen Schüler unserer Schule in der Betreuung, nachdem sich dieser telefonisch mit der Bitte um Hilfe bei seinem Drogenproblem (starke Cannabisabhängigkeit) an mich wandte.
Dieser Schüler (im o.g. Artikel "Bastian" genannt) absolvierte u.a. durch mich initiiert eine zweiwöchige Entgiftung in einer Fachklinik, die vom Drogenhilfeverein Tübingen e.V. getragen wird und die ich übrigens zusammen mit unserem drogenbeauftragten Kollegen sowie drei weiteren Kollegen unserer Schule besuchen konnte, nachdem auf diese Weise der Kontakt zum Geschäftsführer des Drogenhilfevereins Tübingen, Herrn Thomas Bader geknüpft war. Am 19.05.2004 rief mich der Spiegel-Redakteur Andreas Ulrich an, der durch diesen o.g. Geschäftsführer an mich verwiesen worden war und fragte mich, ob er nach Böblingen kommen könne, um zum Thema "Schule und Drogen" zu recherchieren. Er wolle u.a. auch mit dem von mir betreuten Schüler sowie mit dessen Eltern sprechen. Nachdem sich diese mit einem solchen Gespräch einverstanden erklärten und da ich mir in einem vor einem Spiegel-Redakteur ausgesprochenen "ich-will-aufhören" sehr viel mehr Verbindlichkeit erhoffte als dies bislang seitens des Schülers gelebt wurde, kam es zu einem Besuch des Herrn Ulrich in Böblingen am 24.05.2004 mit den geplanten Gesprächen.

In diesen Gesprächen fiel weder von seiten des Schülers noch seitens seiner Eltern noch meinerseits auch nur ein einziges negatives Wort über das Kaufmännische Schulzentrum Böblingen!!

Bei einer sofortigen Vorab-Information unserer Schulleitung durch mich wurde mir gegenüber zwar vom Schulleiter und seinem Stellvertreter die sich nun leider als berechtigt zeigende Befürchtung geäußert, ein Presseorgan wie  DER Spiegel könne unsere Schule durchaus auch bei allem in einem negativen Licht darstellen.
Auch unser drogenbeauftragter Kollege wurde selbstverständlich von mir informiert.
Letzten Endes jedoch wurde von uns allen darauf vertraut und gehofft, dass die ganze Geschichte so wiedergegeben würde, wie mir mehrfach zugesichert wurde:

Denn mir wurde noch bis Freitag, den 25.06.2004 unmittelbar vor Erscheinen der o.g. Spiegel-Ausgabe versichert, dass die Darstellung unserer Schule ausschließlich als das erfolgen soll, was sie auch ist: als Positivdarstellung nämlich einer Schüler-Lehrer-Zusammenarbeit bei der Hilfeleistung!

In der vor jeder Spiegel-Ausgabe im Internet einsehbaren Darstellung des Artikels, die ich bereits am Samstag einsah ist nahezu alles enthalten - außer eben dem Foto des Kaufmännischen Schulzentrums mit der Bildunterschrift: "Schulzentrum in Böblingen: Joints in der Raucherecke". Ohne dieses Bild mit seiner Unterschrift wäre aus meiner Sicht auch nichts gegen die ganze Darstellung einzuwenden gewesen.
Dieses Foto jedoch rückt das Kaufmännische Schulzentrum in ein gänzlich anderes und derart negatives Bild, wie es garantiert nicht zutreffend ist  und von dem ich mich aufs nachdrücklichste distanziere!!

Böblingen, 28.06.2004

Meine ganz private Meinung:

"Klare Handlungsanweisungen" für Lehrer als an Schulen bevorzugt geeignete Personen um dem Drogenkonsum zu begegnen fehlen in der Tat. Und die "Entsorgung an die nächste Instanz" ist ebenso alles andere als wirkliche Hilfe!
Thomas Bader (Drogenhilfe Tübingen e.V.) hat hier mit seinen im o.g. Spiegel-Artikel zitierten Ansichten vollkommen recht!

Aber wie sollen Lehrer diesem Problem begegnen?

Das tödlichste Gift des Drogenkonsums ist Offenheit!!
Offenheit im schulischen Umgang mit dem Thema "Drogen" ebenso wie auch Offenheit unter allen Helfern eines Konsumenten.
Wer helfen will, muss sich solcher Offenheit stellen. Ansonsten muss er sich allzu schnell vorhalten lassen, mehr 'Komplize' oder mindestens 'Förderer' als Helfer zu sein.
Doch auch wer sich als Betroffener Helfer sucht, muss sich solcher Offenheit unter all seinen Helfern stellen. Ansonsten ist alles "ich will hier raus" nicht mehr als ein Lippenbekenntnis und die angefragte Hilfe nicht mehr als eine gewünschte Symptomhilfe, die nur darauf abzielt, den Konsum folgenärmer zu machen.

Doch auf diese Offenheit wird sich unter den Helfern nur einlassen, wem keine 'Behandlung' wie mir und unserer Schule im o.g. Artikel widerfährt!
Oder wer ein derart breites Kreuz und dickes Fell besitzt, dass ihn Anfeindungen
- und als solche kann die Spiegel-Darstellung des Kaufm. Schulzentrums durchaus betrachtet werden - nicht abbringen vom als richtig erkannten Weg der Offenheit.

Und unter den Betroffenen wird sich auf diese Offenheit nur einlassen, wem nicht sofort Strafe oder 'Sanktion' droht, sondern wer weiß, dass er vor allem Hilfe und immer wieder Hilfe zu erwarten hat. Hilfe allerdings, die darauf abzielt, durchaus auch eine 'Strafvermeidungsmotivation' wie ggf. genauso eine 'Belohnungsmotivation' des Betroffenen aufzubauen und zu steigern. Die ureigenen negativen Drogenwirkungen nämlich sind alleine längst nicht genug Motivationsfaktor zum Einstellen des Konsums.

Für die Schaffung einer 'Strafvermeidungsmotivation' sind 'erzieherische Maßnahmen' durchaus gerechtfertigt - wenn sie angekündigt und als das deutlich gemacht sind, was "Erziehung" per se sein soll: als  Hilfen  nämlich, die am besten im vorherigen Einverständnis mit den Betroffenen festgelegt werden.

Drogen-Konsum alleine hat meiner Ansicht nach primär nichts Kriminelles an sich - völlig anders als allerdings der Drogen-Handel. Zu oft ist das 'Abrutschen' in den Drogenkonsum mehr eine Folge unglücklicher Lebensumstände als ein gezieltes Verstoßen gegen Gesetze und Vorschriften aus 'krimineller Energie'.

Jegliche "Helfer" (derer es leider meiner Erfahrung noch zu viele gibt - Eltern und Freunde wie Lehrer wie Drogenberater -), die sich einer solchen den Drogenkonsum ihrer Schützlinge betreffenden Offenheit nicht zu stellen bereit sind müssen gewärtig sein, damit das Kernproblem dieser Schützlinge nur noch zu verstärken. Denn im Dunkeln kifft sichs leichter und vor allem belästigungsfreier.
Ein 'freundschaftlich-helfendes Begegnen' ist eines. Ein das Problem nach allen Seiten kaschierendes Verhalten etwas gänzlich anderes.

"Handlungsanweisungen" für Lehrer sollten meines Erachtens deshalb neben Problemaufklärung und ersten 'Symptomhilfen' (z.B. Nachhilfe) folgendes enthalten:
1.) Eine 'Begleitung' betroffener Schüler auch bei ihrem Weg durch "andere Instanzen".
2.) Schaffung und Aufrechterhaltung eines kommunikativen Helfergeflechts und eigene Einbindung darin.
3.) Konsequenz beim Durchhalten besprochener Hilfe-Maßnahmen.

Ich möchte  alle im Lehrer-Kollegenkreis bitten, mir zu helfen beim Erklären der auf diesen Spiegel-Artikel sicherlich folgenden vielleicht auch vorwurfsvollen Nachfragen wie auch beim Durchhalten des Weges, der nach meiner Überzeugung für den Drogenkonsum das tödlichste Gift darstellt:
den Weg der Offenheit.  

Spiegel-Artikel - Eltern-'Therapie':

Prof. Thomasius' Hinweis auf "elterliche Bindungsstörungen zu ihren Kindern" als regelmäßige Ursache "seelischen Leids" und damit einer Sucht erfordert keineswegs jedesmal eine Eltern-'Therapie'. Ganz sicher kann bereits die kommunikative Einbindung von Eltern in ein Helfergeflecht deren ursächliche "Bindungsstörungen" auflösen helfen. Eltern benötigen eben wie auch Lehrer vor allem "klare Handlungsanweisungen". Vor allem aber dürfen Eltern gewiss nicht als die grundsätzlich Schuldigen einer Drogensucht dargestellt werden - was Thomasius nach meiner ­ Lektüre einer seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen ­ auch gewiss nicht beabsichtigt!

Spiegel-Artikel - Cannabislegalisierung:

Cannabis-Opfer als "Opfer eines Irrtums der Gesellschaft" darzustellen mag schon zutreffen. Der "gesellschaftliche Irrtum" aber liegt wohl viel mehr darin, dass die Gesellschaft nicht wirklich oder zu wenig an ihren Hilfemöglichkeiten arbeitet als etwa darin, dass Cannabis keine 'legale' Droge wäre. Das muss jedem klar sein, der mit offenen Augen durch die Welt geht und die enormen Zahlen Abhängiger der legalen Drogen Alkohol und Nikotin wahrnimmt. Cannabis zu legalisieren wäre ein Wahnsinn, für den es wohl kein anderes wirkliches Argument gibt, als dass man sich erhofft, durch Besteuerung dieses Stoffes die Staatseinnahmen zu steigern. Einnahmen jedoch, die von den daraus resultierenden Folgekosten leicht aufgefressen werden mindestens wenn sich der Staat nicht noch mehr zu einem Ausgrenzerstaat für benachteiligte Randgruppen entwickelt. Und selbst wenn noch etwas Monetäres übrigbliebe: Darf uns dies die Schicksale der Betroffenen wert sein?

Böblingen, 28.06.2004

 

Dass und wie sehr Drogenhilfe ein Thema auch und gerade für Lehrer ist, zeigt ein weiterer Artikel diesmal des Nachrichtenmagazins "FOCUS", der schon wenige Monate nach dem beschriebenen SPIEGEL-Artikel ebenfalls als Titelstory erschien.

FOCUS-Ausgabe 41/2004 vom 04.10.2004

Ich hoffe, dieses Bewusstsein um die Dringlichkeit des Themas lässt solange nicht nach, bis effektivere als die bislang vorhandenen Hilfen angeboten werden!

Während an einzelnen Stellen auch der Schulfachpresse wie hier in der Februarausgabe 2005 der Zeitschrift  PÄDAGOGIK  offenbar die wachsende Problematik durchaus erkannt und auch meines Erachtens großteils sinnvoll offensiv (!) bearbeitet und kommentiert ist, ist leider in der täglichen Begegnung vieler Schulen mit Außenstehenden noch immer der Trend vorhanden, nur ja nicht über dieses brisante Thema offen zu sprechen, um keinesfalls in den Verdacht zu geraten, 'besonders' betroffen zu sein.
Dieser Verdacht nämlich schadet in der Öffentlichkeit jeder Schule.

Doch die Schule, die deshalb - meiner festen Überzeugung nach  allermeistens fälschlich! - den Anschein erwecken will, es gäbe bei ihr das Problem nicht, wirkt durch ihr Schweigen und die Schaffung und Erhaltung eines problemnährenden Untergrunds sehr viel mehr kontraproduktiv als problemlösend.

  Zurück zum Anfang

 

Die rauchfreie Schule - eine SUCHTfreie Schule?:

Immer mehr Schulen machen sich Gedanken darüber, sich als "rauchfreie Schule" zu definieren.
Der erste immer wieder zu hörende Ansatz dabei ist es, dass das Rauchen verboten werden soll und dass zur Durchsetzung dieses Verbots Sanktionen her müssen. Verbunden damit ist als erstes neben Sauberkeitsargumenten das regelmäßig zu hörende Ziel, man müsse damit einem Sucht-Problem begegnen. In meinen Ohren als Pädagoge klingt jedes Mal das Wort
SANKTION - gemeint ist damit de facto "Strafe"! -, als ob damit ausgesprochen wird, dass man pädagogisch kapituliert. Ohne die Kollegen angreifen zu wollen, die immer wieder und immer lauter nach Sanktionen rufen, so zeigen mir diese doch ebenso oft, dass ihr pädagogisches Repertoire nicht zuerst ÜBERZEUGUNG als effektivstes Mittel zu bieten hat, um andere vor Schäden zu bewahren oder sie davon abzuhalten, sich gegenüber Dritten unschädlich zu verhalten.
SANKTION und SANKTIONS-Androhung ist zwar durchaus ein anerkanntes pädagogisches Instrument. Aber es ist meines Erachtens das schlechteste zur Verfügung stehende Instrument, weil es die Eigenverantwortlichkeit eines Menschen nicht nur nicht fördert, sondern darüber hinaus völlig kontraproduktiv zur absolut unselbständigen Abhängigkeit von Weisungen erzieht. SANKTION und SANKTIONS-Androhung ist meines Erachtens dann angebracht, wenn es darum geht, nachweislich (!) auf andere Weise lernunfähige Menschen dazu zu bringen, anderen durch ihr Verhalten nicht zu schaden. Solange jemand "nur" sich selbst schadet, halte ich es für einen unzulässigen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte eines Menschen, ihm Vorschriften mit Sanktionsandrohung zu machen. Natürlich ist dieses "nur" diskussionsbedürftig, wenn es um's Rauchen geht, denn selbst wer im Freien raucht und damit keinem Dritten wirklich unmittelbar schadet, so belastet er doch durch seine eigene Gesundheitsschädigung das gesellschaftliche Gesundheitssystem in Form irgendwann notwendiger Kassenleistungen. Doch wenn dies als "Schädigung Dritter" gelten würde, so müsste man auch das Zähneputzen und vieles mehr staatlich vorschreiben und das Unterlassen sanktionieren.
Die Folge wäre stets eine völlige Verunselbständigung der Menschen und kann und darf damit meiner Ansicht nach nicht ernsthaft gewollt sein!

Sucht kann meiner festen Überzeugung nach nicht durch Sanktion oder Sanktionsandrohung geheilt werden, denn Sucht ist eine Krankheit und kein Vergehen!
Wer aufgrund einer wirklichen SUCHT raucht, der braucht wie jeder andere Süchtige auch zuerst HILFE!  Und diese Hilfe muss zwangsläufig als erstes Element ÜBERZEUGUNG beinhalten, dass das Rauchen schadet. Eben nicht "nur" dem Raucher selbst, sondern auch anderen!
Damit alleine sind die nötigen Hilfen zwar gewiss längst nicht ausreichend gegeben und es müssen noch viele weiterführende Hilfen dazukommen, doch dies ist sicherlich der erste und wichtigste Teil.
In Schulen und in Aufenthaltszeiten in Schulen das Rauchen zu unterlassen ist für die allermeisten rauchenden Schüler wie Lehrer kein Sucht-Problem, sondern eher eine "schlechte Angewohnheit", die es nicht wirklich schwer fällt zu unterlassen, wenn man nicht fortwährend durch andere Raucher zum Mitrauchen animiert wird. Den wenigen wirklich Sucht-Rauchern müssen in rauchfreien Schulen
- deren Existenz ich sehr befürworte! - echte Hilfeangebote zur Verfügung stehen wie es auch für Sucht-Trinker und viele andere Suchtformen dringend notwendig ist!!
Und den "Rauchern aus schlechter Gewohnheit" muss meines Erachtens durch vielschichtige ÜBERZEUGUNG von verschiedenen Seiten (Lehrern, Eltern, Mitschülern) geholfen werden, durch ihre zunächst einzuhaltende Abstinenz in der Schule einen ersten wesentlichen Schritt hin zum bewussten (!) Nichtraucher zu machen.

Hierfür ist es an einer Schule unbedingt notwendig, dass so viele Beteiligte wie möglich hinter der Entscheidung zur Rauchfreiheit stehen und vor allen anderen müssen dabei die Schüler mehrheitlich dahinter stehen!  Ist beides existent - HILFE-Angebot für echte Sucht-Raucher und mehrheitliche ÜBERZEUGUNG v.a. der Schüler -, so sollte es keiner Schule ernsthaft schwer fallen, auch ohne harte Sanktionsnotwendigkeiten und vor allem ohne große Widerstände rauchfrei zu werden und zu bleiben.

  Zurück zum Anfang

 

Suchttherapie:

Es gibt meines Wissens in Deutschland - mindestens aber in Baden-Württemberg - keine andere Möglichkeit, eine solche Ausbildung zu absolvieren als entweder diejenige bei Paracelsus oder eine ähnliche Ausbildung (hier werden "Suchtberater" und "Suchttherapeuten" unterschieden) beim Fachverband Drogen und Rauschmittel e.V. (FdR).
Der für mich wesentliche Unterschied lag darin, dass die Paracelsusausbildung an Wochenenden stattfand und deshalb auch neben einer beruflichen Lehrertätigkeit her machbar war, während die Ausbildung beim FdR in Blöcken unter der Woche stattfindet und deshalb nur dann machbar ist, wenn man in Nicht-Ferienzeiten Urlaub nehmen kann.
Die ab 2005 erstmalig bei Paracelsus stattfindenden Kurse kommen aber keineswegs immer zustande, sondern müssen teilweise auch mangels Teilnehmern abgesagt werden (inzwischen für mich verständlich!). Hier würde meiner Überzeugung nach eine wirklich kooperative Zusammenarbeit aller in der Drogen(ausstiegs-)hilfe beteiligten Organisationen einen hilfreichen Symbioseeffekt zeitigen, für die sich der seltsam 'eigene' Weg des Paracelsus-Instituts jedoch entschieden ändern müsste!
'Konkurrenzdenken und -verhalten' im Sinne eines ökonomischen Wettbewerbs dagegen schwächt das Basisanliegen aller!
Seitens der Paracelsus-Zentrale habe ich leider bis heute noch keine Antwort auf meine E-Mailanfrage erhalten, ob im Interessensvordergrund des Paracelsus-Institutes eher ein kommerziell-ökonomisches Interesse mit den Lehrgangsteilnehmern als "Kunden" in einem Wettbewerb mit anderen Ausbildungsträgern steht oder ein Interesse, als therapiekompetentes Institut einen echten(!) Beitrag zur Hilfe für Abhängige leisten zu wollen. Inzwischen glaube ich zu wissen, weshalb die Antwort ausblieb.

Die Bezeichnung "Suchttherapeut" ist keine geschützte Bezeichnung. Eine entsprechende Ausbildung kann damit prinzipiell jeder anbieten.
Therapeutisch tätig werden jedoch darf man in Deutschland nur dann, wenn man ein Medizinstudium, ein Psychologiestudium oder eine andere anerkannte Kern-Therapeutenausbildung wie beispielsweise auch eine Heilpraktikerausbildung absolviert hat. Dies ist die Information, die ich aus der Paracelsusschule Tübingen erhalten habe.
Bis dahin sind ausgebildete Suchttherapeuten allenfalls 'Suchtberater' oder bestenfalls 'Therapiehelfer' und da ändern auch die nicht unerheblichen Kosten in vierstelliger Eurohöhe nichts wie auch daran immer wieder zu hörendes Gezeter von leicht überdimensioniert selbstbewussten Suchttherapeuten nichts ändert.

Immer wieder werde ich nach der Lektüre meiner Homepageseiten gefragt, wieso ich Ärzte - und auch lediglich Fachärzte für psychotherapeutische Medizin mit entsprechender Zusatzausbildung in der Suchttherapie oder wenigstens entsprechender Therapieerfahrung - als die einzigen wirklichen "Profis" in Sachen Therapie generell und eben auch bezüglich der Suchttherapie anerkenne.
Die Medizin habe sich des Suchtproblems doch sehr lange Jahre bestenfalls stiefmütterlich angenommen und die weitaus größere Erfahrung liege doch ganz sicher bei den nichtmedizinischen Suchthelfern.
Der Grund ist einfach:
Was vor 20 oder mehr Jahren war, wie sich damals die Medizin dem Suchtproblem annahm oder eben nicht ist mir nur wenig bekannt und spielt heute meiner Ansicht nach auch kaum eine Rolle. Denn heute beschäftigt sich der Zweig der Psychomedizin sehr intensiv mit diesem Problem. Ärzte verfügen meiner Ansicht nach aufgrund ihrer entschieden intensiveren Basisausbildung und insbesondere Fachärzte aus demselben Grund sowie wegen ihrer fortwährenden Beschäftigung mit diesem speziellen Thema über einen Kenntnisstand, den ganz gewiss keine noch so interessierte 'Schnellbleiche' ersetzen oder gar übertrumpfen kann.
Auch in meiner Ausbildung zum Suchttherapeuten erlebe ich, dass ein großer Teil der Ausbildung "Selbststudium" ist. Und damit ist keineswegs etwa die Beschäftigung mit der eigenen Sucht (die ja glücklicherweise längst nicht immer vorliegt), sondern die eigenständige Beschäftigung mit den Inhalten der Ausbildungswochenenden sowie mit Fachliteratur gemeint. 'Autodidakten' aber,
- und seien sie noch so engagiert und informiert -, Autodidakten tun sich immer schwerer, weil sie alle Erfahrungen erst selbst machen müssen, die andere (mögliche Lehrer) bereits lange vor ihnen gemacht haben.

Aus demselben Grunde erachte ich auch eine Ausbildung zum Heilpraktiker als alles andere als gleichwertig mit einem Medizinstudium. Auch wenn dies gewiss einige der Paracelsus-Angehörigen weniger gerne lesen, denn Paracelsus ist vor allem eine Heilpraktikerschule.
Doch zwischen "echten Profis" und "puren Amateuren" gibt es ja auch noch eine ganze Reihe Graustufen und irgendwo in diesem Graubereich befinden sich meiner Ansicht nach sowohl die Heilpraktiker als auch die Suchttherapeuten, Therapiehelfer oder Suchtberater.
Die Aussage des ersten Satzes dieses Absatzes enthält keinerlei Bewertung der Bedeutung eines Arztes oder Heilpraktikers für den Patienten. Sie bezieht sich ausschließlich auf meine Einschätzung der unterschiedlichen Ausbildungsqualitäten und -quanititäten. Aber gerade diese sind es, derentwegen ich mich als Suchttherapeut wie auch als eventuell späterer Heilpraktiker stets sehr viel lieber in eine Zusammenarbeit mit einem parallel betreuenden Arzt eingebunden sehen würde als alleine oder gar entgegen den Empfehlungen eines Arztes zu therapieren.

Wer sich seiner Grenzen nicht bewusst ist, läuft allzu leicht Gefahr, sie zu überschreiten. In einem Bereich aber, in dem die Überschreitung dieser Grenzen andere (!) möglicherweise lebensgefährlich betrifft, halte ich ein solches falsches 'Selbstbewusstsein' für äußerst unangebracht!

Und dennoch halte ich selbst nicht jeden Facharzt für psychotherapeutische Medizin auch mit entsprechender Zusatzausbildung in der Suchttherapie oder mit einer entsprechenden Therapieerfahrung für wirklich kompetent oder würde gar von mir betreute Schützlinge zu ihm schicken.
Wen ich nicht selbst kennen und schätzen lernen konnte oder kann und darf, wird von mir soweit es irgend geht für eine Zusammenarbeit gemieden, denn allzu kritisch sind meine Erfahrungen mit mir unbekannten Funktions-, Amts- oder Titelträgern, die sich auf keinerlei Kennenlernen oder gar Kooperation einlassen. Allzu groß ist überall dort mein Verdacht, es gäbe schlicht etwas zu verbergen und dem werde ich keinen von mir betreuten Schützling aussetzen, so es sich irgendwie vermeiden lässt.

Varianten:

Es gibt die verschiedensten Ansatzweisen für die Ausübung von Suchttherapie. Vielleicht, weil es für diesen Bereich (noch) keine 'Norm' im Sinne einer DIN-Norm gibt?!?
Man begegnet psychoanalytisch- vergangenheitsorientierten Ansätzen wie man auch verhaltenstherapeutisch- gegenwarts- und - zukunftsorientierteren Ansätzen begegnet.
Man findet nüchterne bio-neuro-psycho-wissenschaftliche Ansätze und man findet christlich dominierte oder gar spiritistisch-sektenhaft anmutende Ansätze.
Man trifft auf Ansätze, die die abrupte Totalabstinenz fordern ebenso wie man auf Ansätze trifft, die mindestens phasenweise mit medikamentösen Ersatzstoffen arbeiten oder die gar eine Suchtverlagerung auf weniger folgenschwere Süchte mindestens zum Teilziel haben.
Es gibt sogar Ansätze, die durch eine extreme Übersteigerung des Suchtmittelkonsums eine Aversion dagegen aufzubauen beabsichtigen.
Und schließlich findet man eben auch Ansätze, die darauf abzielen, dem Süchtigen ein Leben mit seiner Sucht im Sinne von 'kontrolliertem Konsum' zu ermöglichen.

Wie auch immer eine Suchttherapie orientiert und angelegt ist, so darf sie meiner festen Überzeugung nach doch nie den Respekt vor dem süchtigen Menschen verlieren; ihm ein von ihm verlangtes Verhalten diktieren oder aufzwingen wollen. Denn letzten Endes basiert der einzige Weg, der herausführt aus einer Sucht auf der Freiwilligkeit des Betroffenen, die aus seiner wachsenden Überzeugung vom Unsinn oder Schaden des Konsums oder aus einer als unerträglich empfundenen Leidenssituation entspringt.

Meine abgebrochene Suchttherapeutenausbildung am Paracelsus-Institut:

Alleine zum Erhalt eines Scheines eine "Ausbildung" zu absolvieren, die meiner Ansicht nach diesen Namen kaum verdient ist mir weder die enorm hohen Kosten noch den enormen Zeitaufwand wert!
Die einzige 'Erkenntnis' dieser von mir begonnenen Suchttherapeutenausbildung war denn auch meine Negativerfahrung, wie so eine "Ausbildung" wenig sinnvoll bzw. möglicherweise sogar kontraproduktiv durchgeführt werden kann. Dass ich hierfür dann auch noch zur Kasse gebeten wurde hinterlässt bei mir das Gefühl, über's Ohr gehauen worden zu sein.

Da man sich bei der öffentlichen Darstellung negativer Erfahrungen leicht der Gefahr aussetzt, seine durchaus tatsächlich gemachten Erfahrungen in Verleumdungsklagen oder ähnlichem rechtfertigen zu müssen, habe ich mich entschlossen, über meine abgebrochene Suchttherapeutenausbildung nichts weiter zu berichten als lediglich die Tatsache, dass ich sie aus Unzufriedenheit mit der Art und Weise ihrer Durchführung sowie mit den von mir erlebten Inhalten abbrach.

Die anderen Teilnehmer waren jedoch mehrheitlich von der Dozentin überaus begeistert. Sie fühlten sich aus ihrer Situation heraus, die großteils selbst durchlebte Abhängigkeit als Hintergrund hatte 'bestens betreut und informiert' und vor allem bei der für sie richtigen Veranstaltung.
Ich jedoch rate jedem, der an einer echten Therapeutenausbildung interessiert ist, sich ausführlich über das 'Therapeutische Konzept' zu informieren, das der Ausbildungsträger verfolgt und diese Information mit anderen Konzepten derselben Zielrichtung zu vergleichen.

Böblingen, 05.04.2005 Andreas Wiest

  

  

Interessante und vielleicht (hoffentlich) hilfreiche Seiten
zum Thema "Drogenhilfe":


Böblingen e.V.

Drogenhilfe in Böblingen, Sindelfingen,
Herrenberg und Leonberg

Handlungsmuster von
Lehrern bei Drogenkonsum
(Powerpoint-Präsentation)

Drogenhilfe
Tübingen e.V.

Sie wollen etwas
über Psychotherapie
erfahren?
Eine sehr interessante Einführung

Wissenswertes zum
Thema Alkohol

Ein Untersuchungslabor
z.B. für Urinkontrollen

Eine
Internet-
Rechtsberatung

Starke Eltern
Allgemeine Erziehungsfragen und
Vermeiden von Suchtgefahren bei
Kindern und Jugendlichen

Eine interessante
Jugend- Drogenhilfe-Seite

Ein Dialog zwischen:
Internationale Gesellschaft für
Erzieherische Hilfen (IGfH),
Fachverband Drogen und
Rauschmittel e. V. (FDR) und
Evangelischem Erziehungsverband
(EREV)

Eine interessante
Lebensgeschichte
Stimmt zwar ganz sicher nicht mit allen
Suchtkarrieren überein,
aber das letztendliche Problem ist
hier wie dort die Sucht,
die höllische Abhängigkeit.


Selbsthilfe-Gemeinschaft
genesender Süchtiger


Bundesweites Selbsthilfenetzwerk von und für alle Menschen, die Drogen nehmen oder genommen haben

Gefahr Drogen
unter Jugendlichen

Interessante + aussagekräftige
Artikelfolge

Baden-Württembergische Verwaltungsvorschrift:
"Suchtprävention in der Schule"

Rauchfrei 2008

Ein Lexikon zum
Thema Drogen


CARITAS Suchthilfe e.V.


Selbsthilfe-Gemeinschaft
genesender Süchtiger


Internet-
Selbsthilfeseite

Infoseiten über Drogen jeglicher Art und insbesondere über Cannabis gibt es im Internet zuhauf.
Eine solche Seite will diese Website nicht sein!

Kiffer kommunizieren, Legalisierungsbefürworter geben sich gegenseitig "Argumente" an die Hand und Konsum(enten)gegner tauschen ihre Sanktionierungsideen aus.
Aber Tipps und Hinweise, wie den häufig verharmlost hohen Zahlen Cannabisabhängiger aus ihrer Sucht heraus geholfen werden kann, die fehlen oder sind mindestens kaum auffindbare Mangelware.

Eine solche Seite hofft diese Website zu sein - wenigstens ansatzweise!
Und Seiten mit solchen Zielsetzungen sind hier verlinkt
- wenigstens versuchsweise
und wenn auch selbstredend ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit..

Disclaimer / Erklärung:

Für jeden Link von meinen Internetseiten gilt allerdings, dass ich keinerlei Einfluss auf die Gestaltung und die Inhalte der gelinkten Seiten habe.
Deshalb distanziere ich mich hiermit ausdrücklich von fragwürdigen Inhalten aller gelinkten Seiten dieser Homepage und mache mir ihre Inhalte nicht zu eigen.

Diese Erklärung gilt für alle Links auf meiner Homepage!

 

  Zurück zum Anfang