"Alle Menschen brauchen Hilfe -
je jünger, umso mehr."
   
"Wer von seinen 'natürlichen' Helfern allein gelassen wurde oder sich dieser selbst entledigte, benötigt umso mehr Hilfe von dritter Seite."

  

Während des staatlichen Referendariats mussten wir alle einen Monat lang ein sog. 'Betriebspraktikum' absolvieren.
Mit Hilfe meiner damaligen Schulleiterin bekam ich die Möglichkeit, dieses Praktikum im Verein für Jugendhilfe e.V. in Böblingen zu absolvieren
- nicht in einer industriellen Unternehmung also, sondern in einer sozialen Einrichtung.

In den betreuten Wohnformen dieses Vereins finden sich Jugendliche und junge Erwachsene, die aufgrund der verschiedensten Ursachen (Schwierigkeiten mit ihren Eltern, auffälligem Verhalten in Schule und Ausbildung u.v.m.) in betreuten Wohngemeinschaften oder in selbständigen Mietwohnungen) wohnen und die beim 'Fußfassen' in unserer Gesellschaft von professionellen Sozialpädagogen in individueller Intensität betreut werden. 

Eine für mich als bis dahin mit diesem Thema völlig desinformierten Mensch auffälligste Erscheinung war der hier relativ selbstverständliche und weit verbreitet scheinende Drogenkonsum. Eine Problematik übrigens, die im Verein für Jugendhilfe e.V. sehr ernst genommen wird und die hier keineswegs begründet liegt, sondern die die vielen individuell verschiedenen Probleme der Jugendlichen mit sich bringen.

Auch nach diesem Praktikum hielt ich den Kontakt mit einigen wenigen aufrecht und hatte so u.a. Gelegenheit, einem recht netten jungen Mann ein wenig beistehen zu können, den sein ständig drogenbegleiteter Weg bis in das Gefängnis geführt hatte.

Wollte ich über die Dinge, die mir dieser junge Mann von seinen Erlebnissen hinter Gittern im Lande Baden-Württemberg erzählte, hier berichten, würde so manchem Leser dieser Zeilen das kalte Grausen über den Rücken fahren.

Leider erwiesen sich meine intensiven Bemühungen, ihm im Anschluss daran einen Weg in ein selbständiges, drogenfreies und v.a.  EHRLICHES  Leben zu verhelfen als unwirksam, da sich die wohl neben der generellen Lebensgleichgültigkeit (!) problematischste Drogenwirkung - das Unempfindlichwerden gegenüber eigenen Unwahrheiten (!) - schlicht nicht mit der von mir geforderten Ehrlichkeit, Offenheit und dem für meine Hilfe nötigen Vertrauen decken ließen.

Ich habe dennoch viel gelernt in dieser Zeit, von der ich keine Minute missen möchte
und bedanke mich an dieser Stelle sowohl bei seinen Eltern und seinem Bruder, als
auch bei allen mit mir um Hilfe bemühten Personen und vor allem bei 'meinem Freund von damals' !

Aus diesen Erfahrungen heraus und nachdem ich auch im schulischen Bereich bereits immer wieder schülerseitig in's Boot ihrer Helfer bei Drogenproblematiken genommen wurde, bin ich momentan der festen Überzeugung, dass den betroffenen jungen Menschen allein kraft ihres Amtes kein Polizist und kein drogenbeauftragter Sozialpädagoge alleine, sondern einzig wirkliche Freundschaft, Ehrlichkeit und Offenheit vorlebende Menschen und im Extremfall ein kompetenter Arzt helfen kann.

Seit dieser Zeit bedeutet für mich persönlich Jugendhilfe zu einem großen Teil "Drogenhilfe", zu der ich Näheres auf einer extra Seite zusammengefasst habe.   ®  klick auf: Drogenhilfe.

Auch Lehrer können ganz sicher echte Hilfe leisten, dies aber nur dann, wenn sie die richtige Einstellung zum Schüler haben und sich der Tatsache bewusst sind, dass der Drogenkonsum an sich alles andere als 'kriminelle Energie' als Ursache hat. Nicht 'Strafe' oder 'Sanktion' oder 'erzieherische Maßnahme' ist hier also angesagt, sondern wirkliche Hilfe, Hilfe und nochmal Hilfe !
Strafe allerdings für den Drogenhandel anzukündigen und danach auch konsequent durchzuhalten
- das ist etwas, was ganz sicher jeder Jugendliche verstehen, respektieren und akzeptieren wird und was die allermeisten unter ihnen sogar fordern.
Deshalb ist auch leicht verständlich, dass sich keine noch so verständnisvolle Schule darauf einlassen wird, Schülern mit Drogenproblemen zu helfen, die zwar immer wieder beteuern, sich lösen zu wollen, dies jedoch ihrem Verhalten nach (unter dem Einfluss des ihren Körper beherrschenden Giftes !) lediglich zum Schein äußern und tatsächlich ständig im Drogenbereich aktiv sind. Von solchen Schülern wird und muss sich eine jede Schule über kurz oder lange trennen, und zwar um die anderen Mitschüler zu schützen und nicht etwa um den Konsum zu sanktionieren !

In vielen Schulen ist der Nährboden für diese Problematik, das 'underground-Schweigen' nämlich, noch lange nicht gebrochen.
Viele Schulen besitzen leider keinen konkreten Vorgehensplan, wenn sie unter ihren Schülern auf eine Drogenproblematik stoßen.
Denn in diesen Schulen herrscht noch immer die Angst vor, man könne durch das offene Ansprechen der existenten Problemlage 'schlafende Hunde' wecken.
Dieser o.g. 'Nährboden' kann jedoch meiner Ansicht nach nur durch Offenheit im Themenumgang, durch klare und allseits bekannte Regeln und durch vor allem eine Umgehensweise gebrochen werden, die wie bereits gesagt Hilfe, Hilfe und nochmal Hilfe in den Vordergrund stellt und Strafmaßnahmen nur für wirklich kriminelle Handlungsweisen vorsieht, die Mitschüler und andere gefährden.
Nähere Info zu meinem Vorschlag für den schul- und lehrerseitigen Umgang mit den Drogenthema siehe unten als Powerpoint-Präsentation zum Downloaden (Handlungsmuster von Lehrern bei Drogenkonsum).

Die immer wieder aktuellen politischen Versuche zur Legalisierung von Cannabis lehne ich vollinhaltlich ab !

Die weiteren Bestandteile dessen, was Jugendhilfeeinrichtungen leisten (Hilfe beim Lösen von Familienproblemen, bei der Wiedereingliederung straffälliger Jugendlicher, schulische Hilfeleistungen, Hilfe im Umgang mit Ämtern und Behörden, Hilfe bei die Jugendlichen überfordernden Lebenssituationen wie ungewollten Schwangerschaften u.v.m.) sind Dinge, für die diese Jugendlichen zwingend andere Helfer benötigen als ihre Lehrer. Und zwar Helfer, für die solche Hilfeleistungen Profession ist, also gleichzeitig Beruf wie auch Berufung.

 

  

  

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(Powerpoint-Präsentation)

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